Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Kirchberg
von Jakob Lechner (aus der Kirchberger Gemeindechronik)
Der Gründung vorangegangen war der beim 5. Deutschen Feuerwehrtag 1862 beschlossene Aufruf von Landes- und Provinzialfeuerwehrverbänden an die königlichen Bezirksämter auf eine rasche Förderung des Feuerlöschwesens und eine damit verbundene Gründung von freiwilligen Feuerwehren hinzuwirken. Das königliche Bezirksamt Erding drängte bereits im Jahr 1873 die Gemeinden, die Gründung von freiwilligen Feuerwehren dringend zu beherzigen. Leider konnte keine Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Kirchberg gefunden werden, so dass wir aus den Generalakten des Staatsarchivs München nur wissen, dass die Gründungsversammlung am 29. April 1879 erfolgte.
Einem Gemeinde-Beschluss vom 25. November 1879 ist zu entnehmen:
Für die Gemeinde Kirchberg ist die Anschaffung einer Löschmaschine zur Notwendigkeit geworden und so wurde heute von sämtlichen Mitgliedern des Gemeindeausschusses unter Beibeziehung der drei Vertreter der Feuerwehr Georg Brenninger, Josef Günzkofer und Johann Grandinger wie folgt beschlossen. Für die Gemeinde Kirchberg ist die Anschaffung einer entsprechenden Feuerspritze unumgänglich notwendig. Demnach solle eine fahrbare Saug- und Druckspritze nebst den nötigen Schläuchen angeschafft werden, zu welchem Zwecke weitere eintausend Mark auf den Ausgabe-Etat gesetzt werden. Für einen passenden Raum zur Unterbringung der Maschine in der Gemeinde soll gefragt werden. Die Verträge über Lieferung der Spritze und der Einrichtung des Aufbewahrungsortes schließt der Gemeindeausschuss ab.
Da der Gemeinde bare Mittel nicht zu Gebote stehen, sind die aufzubringenden Kosten durch Erhebung einer Umlage nach dem Steuersatz der Gemeindeordnung zu decken.
Die Vertreter der Feuerwehr: Peter Paul Sedlmaier,Vorstand (Hofer von Irlach), Georg Brenninger, Hauptmann (Stormer von Kirchberg), Josef Günzkofer (Wirt von Burgharting)
Die Gemeindeverwalter: Georg Lechner, Bürgermeister, Franz Obermaier, Andreas Obermaier, Andreas Grichtmaier, Michael Zeiner
Strafbefehl
Beim Fernbleiben, wenn eine Feuerwehrübung angesagt war und keine Entschuldigung vorlag, musste man mit einer empfindlichen Geldstrafe rechnen. So erging es Johann Rottenwallner, Bauer in Perzau, der ein Schreiben an die Gemeindeverwaltung richtete:
Ich, Johann Rottenwallner, habe einen Strafbefehl erhalten, weil ich am 1. Juni 1913 von der Übung der Pflichtfeuerwehr Kirchberg ohne Entschuldigung weggeblieben war. Ich wohne in einer Einöde, 100 Meter von jedem bewohnten fremden Gebäude entfernt. Ich glaube daher, in Hinblick auf Paragraph 6 Ziffer 2 der Feuerlöschordnung von der Dienstleistung befreit zu sein, wenn meine zwei Dienstknechte zur Feuerwehrübung gehen. Ich bitte um entsprechende Weisung an die Ortspolizeibehörde Kirchberg.
Johann Rottenwallner
Die Gemeindeverwaltung schrieb an das königliche Bezirksamt Erding zum vorgebrachten Bericht:
Herr Rottenwallner von Perzau wird auf Grund der Distriktsfeuerlöschordnung von der Dienstleistung bei der hiesigen Feuerwehr befreit. Die Geldstrafe von 30 Mark wird nicht erlassen, da Herr Johann Rottenwallner von der Übung ohne Entschuldigung weggeblieben war und eine Dienstbefreiung nicht vorlag.
Schröding, den 8. Juli 1913
Die Gemeindeverwaltung Kirchberg
Der Bürgermeister Stänger
Weiter ist niedergeschrieben im Protokoll vom 30. Juli 1922:
Beschaffung einer neuen Feuerlöschspritze. Die Gemeinderäte anerkennen den Vertrag, welchen die Herren Bürgermeister Roth und Strohmeier mit der Fabrik R. Bühler & Co. München Betreff Ankauf einer vierrädrigen Saug- und Druckspritze am 29. Juli 1922 abgeschlossen haben. Auf dem Vertrag sind die sechs Meter langen, gummierten Schläuche mit Gewinden nicht angegeben. Laut Angebot wollen dieselben noch dazugegeben werden.
Unterzeichnet von Bürgermeister Roth und sechs Ausschussmitgliedern.
Protokoll vom 1. September 1922:
2. Kompanie Burgharting
Gegenstand der Beschlussfassung zur Gründung einer 2. Kompanie der Feuerwehr Kirchberg, aufgenommen zu Schröding am 1. September 1922:
Falls die Feuerspritze nach Burgharting kommt, stellt Herr Anton Forster, Gastwirt in Burgharting, das Feuerwehrhaus auf seine Kosten in seinem Anwesen her. Das Feuerwehrhaus bleibt immer bei Forster und gegebenenfalls auch seinem Nachfolger. Er, beziehungsweise der Nachfolger, haben die allenfalls entstehenden baulichen Reparaturen am Feuerwehrhaus zu übernehmen. Auch das Spritzenfahren ist vom Gasthaus in Burgharting zu leisten.
Schröding 01. IX 1922
Der Gemeinderat Kirchberg Der Gastwirt
Roth, Bürgermeister Anton Forster
Die Kommandanten der 2. Kompanie in Burgharting waren Martin Hofer aus Hammerlbach und Georg Hiebl aus Burgharting. Jede Landgemeinde musste eine freiwillige Feuerwehr unterhalten. Im Gemeindebereich gab es höchstens eine 2. Kompanie, was bei der Burghartinger Wehr zutraf. Der Gemeinderat und die Feuerwehr Kirchberg sowie die 2. Kompanie Burgharting baten um Aufnahme in den Landesfeuerwehrverband, nachdem die Spritze und alle Ausrüstungsgegenstände schon vorhanden waren. Gleich im Jahr darauf, 1923, hielt die FFW Burgharting eine Fahnenweihe ab.
Die Motorisierung und gut ausgestattete Feuerwehr machten die 2. Kompanie im Lauf der Jahre jedoch überflüssig, so dass diese 1959 wieder aufgelöst und in den Kirchberger Verband eingegliedert wurde.
Gründung einer eigenen Feuerwehr für Baustarring und Umgebung
Niederschrift aufgenommen am 7. Juli 1929 zu Schröding:
Die Gründung einer Feuerwehr-Kompanie für die Ortschaft Baustarring und Umgebung wird mit fünf Stimmen gegen vier Stimmen abgelehnt. Mit der Begründung, dass die Feuerwehr Arndorf (Kirchberg), zur Zeit 96 Mann, im Falle der Errichtung einer Feuerwehr Baustarring 40 Mann verlieren würde.
Der Gemeinderat Kirchberg Roth, Bürgermeister
Weitere Chronik der FFW Kirchberg
1929 feierte man das 50-jährige Gründungsfest mit der Weihe der ersten Fahne, die die Gründungsstandarte von 1879 ersetzte.
Im Sommer 1944, es war bereits das fünfte Kriegsjahr, ahnte jeder normal Denkende, dass der Krieg verloren ist. Leider gab es immer noch solche verblendeten Narren, die an den Sieg glaubten. Da kam von der obersten Feuerwehrbehörde über den Bürgermeister der Befehl einer vormilitärischen Ausbildung. Die Feuerwehrler in dieser Zeit waren ältere Männer und die Jungen oft noch schulpflichtige Burschen. Auf Anraten des Bürgermeisters Jakob Schranner (Wirt von Schröding) fand eine Übung in Arndorf statt. Feuerwehrkommandant Josef Bauer (Obermair von Hölding) musste das Kommando über- nehmen. Da hieß es: in Reih und Glied aufstellen, stramm stehen, Ziel sehen und aussprechen, die Entfernung schätzen, vom Binder bis zum Schmied marschieren. Nach ca. zwei Stunden war dieser einmalige Versuch vorbei.
1948 wurden das erste Feuerwehrauto und eine mit Motor angetriebene Feuerspritze angeschafft.
1974 schaffte man Schutzanzüge und Helme an und rüstete die 1. Löschgruppe komplett aus. Unter der Betreuung der beiden Kommandanten wurden die jungen Feuerwehrleute im Umgang mit den Geräten angelernt. Auch das Einsatzfahrzeug wurde in dieser Zeit mit modernen Geräten ausgerüstet.
1978 war die Fahnenweihe der FFW Steinkirchen. Hier hatte unser Verein die Ehre, die Kameraden aus Steinkirchen als Patenverein zu unterstützen.
Große Tage waren für die FFW Kirchberg vom 13. bis zum 15. Juli 1979 angesagt. In dieser Zeit fand das 100-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe in Arndorf statt. Patenverein für dieses große Fest war die FFW Steinkirchen.
1984 nahm man den Bau des neuen Feuerwehrhauses in Arndorf in Angriff, welches im selben Jahr von Herrn Pfarrer Reindl eingeweiht wurde. Zudem wurde auch ein Feuerwehrauto/Löschfahrzeug angeschafft.
Neben den Einsätzen und Pflichten, die sich die Feuerwehr zur Aufgabe stellt, kommt natürlich das Gesellschaftliche nie zu kurz. So wird jedes Jahr ein Gartenfest (seit kurzem auch mit einem Weinfest kombiniert) und eine Christbaumversteigerung abgehalten. Auch das Brauchtum des Maibaumaufstellens ist seit vielen Jahrzehnten Tradition.
- 1975
- Sudelfeld
- 1976
- Achensee
- 1977
- Zillertal
- 1978
- Garmisch
- 1979
- Passau
- 1980
- Arabba
- 1981
- Bodensee
- 1982
- Auer, Südtirol
- 1983
- Wachau
- 1984
- Montafon, Tschagguns
- 1985
- Molveno, Brentadolomiten
- 1986
- Wörthersee, Kärnten
- 1987
- Main, Prichsenstadt
- 1988
- Kaprun, Großglockner
- 1989
- Montafon
- 1990
- Dresden, DDR
- 1991
- Wien
- 1992
- Schwarzwald
- 1993
- Tarjan, Ungarn
- 1994
- Truden, Südtirol
- 1995
- Venedig
- 1996
- Berlin
- 1997
- Bonn – Hamburg
- 1998
- Vierwaldstättersee, Schweiz
- 1999
- Tarjan, Ungarn
- 2000
- Mallorca (Flugreise)
- 2001
- Toscana
Wie oben zu sehen, organisierte die FFW von 1975 bis 2001 jährlich einen Ausflug mit wechselnden Zielen. Zunächst waren es Tagesfahrten. Ab 1980 dauerte der Ausflug zwei Tage und ab 1993 wurden dreitägige Fahrten durchgeführt.
Gründungsjubiläen und Weihe der Kirchberger Vereinsfahne
Wer sich auf die Spuren der Vergangenheit begibt, kommt an der Freiwilligen Feuerwehr Kirchberg nicht vorbei. So zum Beispiel das 100-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe vom 13. bis zum 15. Juli 1979. Mit einem großen bayerischen Heimatabend, bei dem sich rund 2.000 Gäste einfanden, wurde die dreitägige Feier eröffnet. Am Samstag wurden dann im Festzelt langjährige Mitglieder der FFW durch Überreichung einer Ehrenurkunde mit Nadel ausgezeichnet. Besonders geehrt wurde Martin Kuhn (Moar-Vater aus Kirchberg), der 71 Jahre lang Mitglied der Kirchberger Wehr war. Als gerade 18-Jähriger trat er 1908 in die Feuerwehr ein. Damals gab es noch die alte hölzerne Handspritze, die hinterher gezogen werden musste.
Höhepunkt der dreitägigen Jubiläumsfeierlichkeiten war der Sonntag. Traditionsgemäß erschallte um 6 Uhr der Weckruf und dem alten Zeremoniell entsprechend wurden Kommandant, Vorstand, Fahnenmutter und Fahnenbraut unter den Klängen der Festkapelle Wartenberg abgeholt. Ab 8 Uhr war es schließlich Zeit, die 60 eintreffenden Vereine gebührend zu empfangen, die sich dann um 9:30 Uhr für den Kirchenzug aufstellten. Bis zum Beginn des Festgottesdienstes um 10 Uhr, den Pfarrer Georg Oberreitmeier aus Schröding zelebrierte, hatten sich fast 3.000 Besucher um den Feldaltar versammelt. Nach dem abschließenden Jubellied “Großer Gott wir loben dich” erbat FFW-Kommandant Hans Maier jun. (Arndorf) die Weihe für die neue Fahne.
60 Vereine mit ihren prächtigen Fahnen beteiligten sich am fast 1,5 Kilometer langen Festzug, den die Zuschauer mit Begeisterung verfolgten. Allein vier Kapellen sorgten hier nochmals für beste Stimmung. Nach dem Festzug wurden die Erinnerungsbänder an die Gastvereine verteilt.
Am 2. und 4. Juli 2004 konnte die FFW Kirchberg im kleinen Rahmen ihr 125-jähriges Bestehen feiern. Das Programm sah für den Freitag ein Weinfest mit bayerischen Schmankerln und musikalische Unterhaltung mit “Ledawix” vor. Der Sonntag begann mit der Begrüßung der Vereine und anschließendem Weißwurstfrühstück. Dem Kirchenzug folgte der Festgottesdienst und nach dem Mittagstisch gab es Kaffee und Kuchen. Natürlich durfte die Ehrung langjähriger Vereinsmitglieder nicht fehlen.
- obere Reihe von links:
- Richard Korber, Hans Maier jun., Gerhard Obermaier, Josef Heilmeier, Josef Müller, Paul Brunner, Sebastian Grichtmaier, Rudi Heilmeier, Rudi Weber, Josef Robl, Georg Müller, Josef Pfanzelt, Lorenz Oberndorfer, Michael Piller, Konrad Wegmann, Georg Kügler
- 2. Reihe von links:
- Georg Grichtmaier, Josef Heilmaier, Barthl Heilmaier, Anton Neumaier, Sylvest Graßl, Michael Schweiger, Hans Kuhn, Anton Forster, Josef Obermaier, Adolf Heilmeier, Johann Kuhn
- 3. Reihe von links:
- Josef Huber, Josef Grichtmaier, Anneliese Huber, Maria Heilmeier, Roswitha Forster, Ursula Kroneder, Hanni Kuhn, Marille Nunner, Renate Heilmeier,Waltraud Voichtleitner, Ingrid Huber,Walli Heilmeier, Anneliese Müller, Marika Aigner, Marlene Lechner, Rita Sedlmaier, Brigitte Rott, Anni Heilmaier, Susi Heilmeier, Christine Rott, Hans Grandinger, Silvia Maier, Johann Obermaier, Josef Unterreitmeier jun., Josef Strohmaier
- sitzend von links:
- Erika Picker, Christine Brielmaier, Monika Heilmeier, Anton Picker, Konrad Heilmeier, Petra Wenhart, Marese Maier, Brigitte Maier, Marianne Piller, Marianne Graßl, Ingeborg Heilmeier, Hans Maier sen., Josef Unterreitmeier sen., Cilly Hölzl, Anneliese Weindl
Kommandanten der FFW Kirchberg seit 1879
- Georg Brenninger, Kirchberg
- Jakob Schweiger, Kirchberg
- Korbinian Sedlmaier, Irlach
- Josef Bauer, Hölding
- Otto Angermaier, Sinnering
- 1948-1973
- Josef Huber, Schleibing
- 1973-1980
- Hans Maier, Arndorf
- 1980-2004
- Josef Grichtmaier, Inholzen
- seit 2004
- Martin Grandinger, Thal
1.Vorstände der FFW Kirchberg seit 1973
- Peter Paul Sedlmaier (1.Vorstand 1879)
- 1973-1978
- Josef Huber, Schleibing
- 1978-1988
- Konrad Heilmaier, Arndorf
- 1988-1995
- Sylvest Graßl, Arndorf
- 1995-2003
- Josef Huber, Baustarring
- 2003-2013
- Richard Stuckenberger, Hammerlbach
- seit 2013
- Jan Adelsberger, Arndorf